Komm, geh mit mir 70 x 100
Komm, geh mit mir
Mein Lieber Freund,
komm, geh mit mir.
Es gibt so viel, was ich dir zeigen möchte, so viel, was du erleben musst.
Nimm meine Hand und lasse los, verabschiede dich von deinem Leben, und geh mit mir in die Welt.
Ich möchte dir zeigen, wie sich Sonnenuntergänge anfühlen – die Wärme in deiner Brust, die Erkenntnis, dass ein Ende auch etwas Schönes hat und der Himmel, wie er in Flammen aufgeht. Es ist das Feuer, das den Tag begräbt und die Nacht tauft.
Ich möchte dich mit auf die höchsten Berggipfel nehmen, damit du weißt, wie Freiheit aussieht. Unsere Herzen werden im Gleichklang schlagen, wie die Flügel eines Schmetterlings. Unser Atem wird zu Wolken, aber die Luft ist so frisch, als atmete man kaum. Wir hören alles und nichts, hören den Wind heulen und verstummen, während der Sog des Lebens uns umgibt und wir Eins sind.
Ich möchte, dass du die Liebe hörst – geflüsterte Worte in einer Weinbar am Strand, ein langsamer Walzer in Ballsälen, das zahnlose Lachen eines Kindes, das Rascheln von Seiten eines alten Fotoalbums, die gedankenlos gesummten Anfangstöne eines Liedes.
Dann werde ich dich an Orte mitnehmen, wo du die pure Freude riechst. Wir werden in Bäckereien gehen und vor den Gebäcken stehen, der Geruch von Schokolade und Zucker, von Zimt und Honig in unserer Nase. Wir werden durch Wälder im Herbst streifen. Die Farben des fortgeschrittenen Jahres zu unseren Seiten, der Duft von Regen, feuchtem Holz und nasser Erde noch in der Luft.
Mein lieber Freund, wir werden herausfinden, wie das Leben schmeckt, wenn Worte über unsere Zunge rollen und Gesang auf unseren Lippen klingt. Wir werden auf Apfelbäume klettern und in frische, saftige Äpfel beißen. Vielleicht sind sie noch nicht ganz reif, aber das ist uns egal, denn danach gehen wir Erdbeeren ernten. Zwischendurch naschen wir vielleicht eine oder zwei, möglicherweise auch drei, oder vier. Oder mehr. Niemand kann uns aufhalten.
Aber ich werde dir auch zeigen, wie der Tod die Luft verpestet und die Armut schmeckt, wie Krankheit den Körper beschwert und Schmerzen klingen.
Und während all dieser Zeit, durch das Gute und das Schlechte, werde ich deine Hand halten.
Denn, mein lieber Freund, ich führe dich in die Welt, doch ich lasse dich nicht allein.
Was sagst du? Bist du bereit, dann nimm meine Hand. Komm, geh mit mir in die Welt.
Mein lieber Freund,
In freudiger Erwartung
Eine liebe Person
Geschrieben und gelesen von Lara Robbie